Ukraine-Krieg: Die Auswirkungen auf Deine Finanzen
Aktualisiert: 3. Mai
Der Krieg in der Ukraine hat noch weitgehend schwer absehbare politische Folgen und verantwortet unsägliches menschliches Leid. In diesem Blogbeitrag geht es um die finanziellen Konsequenzen der Kriegshandlungen.
Krieg, Wirtschaftssanktionen und Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Kriegsentwicklung haben grosse wirtschaftliche Auswirkungen. Inwieweit dies Deine Finanzen betrifft, untersuchen wir in diesem Blogbeitrag.
1. Die Inflation
A. Inflation entwertet Dein Vermögen
Russland ist ein zentraler Rohstoffproduzent und -lieferant. Zu den wichtigsten Exportgütern von Russland zählen Metalle wie Kupfer, Palladium oder Aluminium, die sich im Zuge des kriegerischen Konflikts verteuern. Konsumenten bekommen diese höheren Kosten ebenfalls zu spüren. Im Februar ist die Teuerung in der Euro-Zone auf hohe 5.8% angestiegen. Im Verhältnis dazu steht die Schweiz noch gut da, wobei die Inflation im Februar mit 2.2% auch bereits verhältnismässig hoch ist.
Ein weiterer Treiber für steigende Inflation ist die Abhängigkeit des europäischen Wirtschaftsstandorts von russischem Gas. Wird die russische Erdgaslieferung – sei es durch Russland oder Europa – gedrosselt oder gar unterbrochen, führt die gleichbleibende Nachfrage zu einem weiter steigenden Gaspreis. Dies würde sich in der Folge direkt auf die Preise von erdgasabhängigen Produkten auswirken. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass viele Staaten ihre Ausgaben weiter massiv erhöhen, indem sie mitunter umfangreiche Staatshilfen finanzieren. Auch darin kann ein Treiber für Inflation gesehen werden.
B. Inflationsschutz
Für Dich bedeutet eine steigende Inflation bzw. Teuerung die Entwertung Deines Vermögens. Deshalb empfiehlt es sich, auf Anlagen zu setzen, die zumindest teilweise Inflationsschutz bieten. Sparkonti, die meist keinen Zins mehr abwerfen, sind somit offensichtlich völlig ungeeignet. Vielmehr bieten möglichst breit diversifizierte Aktienportfolios einen gewissen Inflationsschutz, da Unternehmen ihre steigenden Kosten im Einkauf oder der Produktion in Form von Preiserhöhungen direkt an ihre Kunden weiterreichen können. Aber ungeschoren kommen auch Unternehmen nicht davon, indem der Margendruck steigen wird. In der Folge trübt sich auch der Ausblick auf die zu erwartenden Unternehmensgewinne, was sich auch an den Aktienmärkten bemerkbar machen dürfte. Auch wenn die Märkte bereits korrigiert haben, ist es gut möglich, dass die mittel- bis längerfristigen Belastungen noch nicht vollständig eingepreist sind. Schutz bietet beispielsweise auch das Kaufen anstatt Mieten von Immobilien. Nicht zuletzt sollte man Preise vergleichen – das betrifft ganz besonders laufende Verträge, wie beispielsweise die von Deinem Handyabo (auch hierzu haben wir einen spannenden Blogbeitrag).
2. Aufwind für umstrittene Aktien 😈
Im Zuge der Klimabewegung haben viele Banken nachhaltige Anlageprodukte entwickelt und auch aktiv beworben. Dieser Trend hat auch börsenkotierte Unternehmen erfasst, die deutlich aktiver über ihre eigenen Klimaziele informiert haben.
Jetzt sind plötzlich andere Aktien in aller Munde. Die Luzerner Zeitung titelte unlängst: «Wir erleben eine Zeitenwende»: Scholz investiert 100 Milliarden Euro in die Verteidigung und schickt Panzerfäuste in die Ukraine. Die Aufrüstungserwartungen führen dazu, das Aktien für Rüstungsgesellschaften im Vergleich zum Gesamtmarkt stark angestiegen sind. Der Kurs des Rüstungskonzern Hensoldt "explodierte" nahezu:
3. Russische Aktien sind tot
Wer grosse Positionen an russischen Aktien oder Obligationen im Portfolio hält, muss mit erheblichen Verlusten rechnen. Leitragend sind aber auch Osteuropa-Fonds, die oft zu mehr als 40% aus russischen Titeln bestehen. Fonds die auf Schwellenländer setzen, halten nicht selten auch Anteile an russischen Wertpapieren – auch hier ist somit mit Verlusten und Abschreibungen zu rechnen. Die Bedeutung von russischen Aktien ist aber in den letzten Jahren stetig zurückgegangen, womit deren Anteil – glücklicherweise – auch in vielen Fonds gesunken ist.
Die wichtigen Indexhersteller MSCI und FTSE Russell haben unlängst entschieden, russische Aktien aus ihren breiten Indizes zu streichen. Von dieser Entscheidung sind Exchange-Traded Funds (ETF) – also börsenkotierte Fonds, die einen Index abbilden – betroffen. Die ETF Anbieter, die die Entscheidung der Indexhersteller umsetzen müssen, werden die Werte wohl bei null ansetzten und versuchen, entsprechende Titel zu veräussern. Eine Neugewichtung vieler Indizes wird dazu führen, dass russische Aktien aus vielen Portfolios verschwinden werden.
4. Auch Sparkonti sind nicht risikofrei – ein Beispiel
In die Schlagzeilen geraten ist die in der Schweiz wenig bekannte sanktionsbetroffene Europatochter des grössten russischen Finanzinstituts #Sberbank, Sberbank Europe AG, deren weiterer Betrieb von der österreichischen Finanzmarktaufsicht untersagt wurde. Im Ergebnis greift nun die Einlagensicherung bis EUR 100'000. Der Zugriff der rund 35'000 – meist deutschen – Kunden auf die Konti ist blockiert. Spannend: Stiftung Warentest hat das Angebot der nun zahlungsunfähigen Sberbank noch empfohlen. Viele Kunden wurden von den, im Vergleich zur Konkurrenz, hohen Zinsen angelockt.
Dieses Beispiel ist auch für alle Schweizer relevant – insbesondere für all jene, die das Sparbüchlein fast schon religiös zelebrieren. Wer auf (vergleichsweise oft attraktiv verzinste) Sparkonti in politisch problematischen Ländern setzt, geht also genauso Risiken ein, wie Anleger, die Aktien aus derartigen Regionen kaufen. Vorzuziehen ist ein breit diversifiziertes Aktienportfolio, das auf langfristige Renditen ausgerichtet ist. Abzuraten ist dagegen davon, sein ganzes Erspartes Banken aus politisch riskanten Ländern anzuvertrauen und damit ein Klumpenrisiko einzugehen.
5. Kryptowährungen im Ukraine-Krieg
Auch digitale Währungen scheinen wie eine klassische Münze zwei Seiten zu haben. Kryptowährungen wie Bitcoin erlauben es, Sanktionen zu umgehen. Während klassische Geldströme aufgrund der Sanktionen stark beschränkt wurden, ist der Handel mit Kryptowährungen davon nämlich unberührt. Auf der anderen Seite sind Krypto-Spenden für die Ukraine ein wertvoller Beitrag, da derartige Zahlungen ohne Bankeninfrastruktur auskommen. Noch nicht absehbar ist, wie die Politik mit diesem Widerspruch umgehen wird. Möglich und bereits auch Diskussionsgegenstand ist, dass regulatorisch eingegriffen wird, um Umgehungen – beispielsweise durch Oligarchen – zu verhindern. US-Finanzministerin Janet Yellen sprach denn auch schon von "innovationsfreudiger Regulierung". Zieht die Politik die Daumenschrauben an, wird sich dies unweigerlich auch in den Kursen abbilden.
6. Was tun also?
Die Nachrichten, die uns aus dem Kriegsgebiet erreichen, sind aufwühlend und verstörend. Mit Blick auf Deine Vermögensverwaltung solltest Du aber emotionslos und sachlich bleiben. Das Kriegsgeschehen und die Sanktionsauswirkungen befeuern eine starke Volatilität an den Märkten – es geht also ständig auf und ab. Hier bietet sich das sogenannte «cost averaging» an. Dabei handelt es sich um eine Strategie bei der Du Deine Anlagepositionen (beispielsweise einen Aktien-ETF) aufbaust, indem Du in regelmässigen Zeitabständen, zum Beispiel wöchentlich, gleiche Geldbeträge anlegst. Wenn Du diszipliniert zukaufst, profitierst Du insbesondere nach Korrekturen von besonders niedrigen Einstiegskursen, was sich in langfristig höheren Renditen niederschlägt.
Die kriegsbedingten Kursschwankungen an den Finanzmärkten können auch Zweifel an der gewählten Anlagestrategie wecken. Davon sollte man sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern sich weiter auf den langfristigen Anlagehorizont fokussieren. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass auf Krisen meist längere Zeiten der Erholung folgen. Die Kurserholung der Corona Pandemie dauerte lediglich rund ein Jahr. Bleibe also ruhig und sitze die Krise aus. Die Zeit ist Dein Freund.
Wenn Du mit der Dir zur Verfügung stehenden Zeit etwas tun möchtest, um den Betroffenen zu helfen, kannst Du beispielsweise beim Schweizerischen Roten Kreuz spenden. Da wir hier einen Finanzblog betreiben, erlauben wir uns den Hinweis, dass (belegbare) Spenden von i.d.R. insgesamt über CHF 100 bei den Steuern geltend gemacht werden können.
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